Den „Rächer“ kenne ich aus Schloss Gottorf in
Schleswig.
Das hat mich schon vor vielen Jahren beeindruckt: dem
Rachegefühl eine Figur zu geben:
Ja! Schlag zu! Räche dich! Lass dir nichts gefallen!
Draufhauen!
Durch die Friedensformel des Vaterunsers, dass
verziehen wird nur dem, der verzeiht, werden auch meine Rachegefühle in
Frage gestellt. Es ist mir schwer gefallen, den Rächer gegen die Wand laufen
zu lassen. Muss aber sein, denn das Vaterunser hat Recht.
Aber einen kleinen Rächer lasse ich noch herumlaufen.
Für die allerschlimmsten Fälle von Kriegshetze, Ausbeutung, Unterdrückung
und Machtgier.
Anmerkung zur Skulptur:
„Der Rächer“ entstand kurz nach Ausbruch des 1.
Weltkriegs. Noch vor einer Ausstellung wurde das Bild der Skulptur zum
Symbol für den Kriegsbeginn. Interpretiert wurde es als Ausdruck für
Kriegsbegeisterung, Kritik an den bestehenden Verhältnissen, Wunsch nach
Erneuerung. Zwei Jahre später, mitten im Krieg, hat Barlach Abbitte getan
mit einer Lithographie: „Dona nobis pacem“ (Gib uns Frieden), eine flehende
Frau inmitten von auf sie gerichteten Schwertern.